Ho Ho Ho

Ho Ho Ho, es ist wieder soweit. Es herrscht reges Treiben in den Winterwolken. Wasserdampf kristallisiert sich um feinste Staubteilchen, welche sich in das flauschige Weiß am Winterhimmel verirrt haben. Leicht, Schwerelos schweben die Schneeflocken, folgen der Gravitation. Das bunte Herbstlaub ist bereits entfernt und stattdessen wurden Wiesen, Felder, Wälder, Dörfer und Städte in ein traumhaftes Weiß getaucht.

Irgendwo am Nordpol herrscht trotz des wieder einmal extremen Briefaufkommens an eine imaginäre Adresse Fröhlichkeit, selbst auf den Postämtern.

Unter seinem in freundlichem und warmen Rot gehaltenen Mantel, die Fakten seines recht hohen BMI Index nicht so recht verdeckend, lässt sich ein betagter und doch als Jungbrunnen wirkender Santa Claus die aktuellen Zahlen zur Geschenkproduktion und der weiteren Logistik vorlegen.

Ja, es scheint als könne auch in diesem Jahr ein weiteres Weihnachtsfest abgehalten werden und die Kinder dieser Welt, ein Großteil jedenfalls, wird sich Geschenkpapier zerfetzend überzeugen können, ob sie in Santas Augen ausreichend artig gewesen waren.

So war es und so wird es immer sein, auf Zelluloid gebannt, mittlerweile ziemlich wahrscheinlich auch digitalisiert, jedenfalls.

Die Wirklichkeit weicht dann doch im hier und jetzt ein klein wenig ab von „dem“ ursprünglichen und so traditionsreichen Familienfest des Jahres. Nicht nur machen Klima Veränderungen eine tatsächlich weiße Weihnacht, bei welcher sich Eltern, Großeltern und Kinder gemeinschaftlich Wintermäntel über ihre beste und eleganteste Kleidung, eigens für das große Fest angeschafft, hüllen, um unter dem warmen Lichtermeer der Weihnachtsbeleuchtung durch den tiefen Schnee zur Weihnachtsandacht zu stapfen und sich im Anschluß dem festlichen vierzehn Gänge Menü hinzugeben, während Santa im benachbarten Wohnzimmer gerade unbemerkt die Geschenke ordentlich unter die festlich geschmückte Nordmanntanne drapiert, immer unmöglicher.  

Auch dürfte es unter der immensen Glaskuppel des Konferenzsaales in Himmelpfort oder war es am Nordpol, vielleicht auch in Finnland, wer weiß das schon wirklich, mit der beschaulichen Weihnachtsatmosphäre längst vorbei sein. Mit der Wartung der Geschenkmaschine kommt man kaum noch hinterher. Immer ausführlichere Wunschlisten einer immer größeren Anzahl derer, die sich immer ausgefallenere Güter wünschen, dabei auf die Gegenleistung gerne verzichtend, halten die einstige Feinmechanik stets am Rande eines totalen Kollaps.

Selbst die große weite Web Welt samt ihrer unendlichen Vielfalt an Artikeln und Angeboten, Express, Mega Express, jetzt sofort und bereits gestern Zustellungsversprechen erleichtern das Elfen Leben nur unwesentlich. Rot weiß gekleidet kommen auch diese kleinen Weihnachtsmann Helfer kaum noch daher, tragen sie doch eher gelb, blau gelb oder braun Töne und haben den Rentierschlitten seit längerem gegen zwei oder vierstrahlige Cargo Luftfrachter eingetauscht. Gut für die Rentiere? Ein bisschen Auslauf hin und wieder würde ihnen sicherlich keinen Schaden zufügen. Jedenfalls sind die neumodischeren Geschenke Transporteure leichter zu erkennen am Sternenhimmel als ein mit achtundvierzigfacher Lichtgeschwindigkeit um den Planeten rauschenden Santa Schlitten.

Doch auch alle Elfen Magie schafft es kaum noch Licht ins Dunkel des globalen Logistik Chaos zu bringen und eine Präsenz aller Geschenke unter den jeweiligen Nadelbäumen zu garantieren.

Und auch der Stecker der liebevoll und voller Vorweihnachtseuphorie in die diversen Schaufenster drapierten und dekorierten Lichtermeere, werden wohl auch in diesem Jahr Pandemiebedingt hinter verschlossenen Ladentüren gezogen bleiben und die Fußgängerzonen dunkel.

Was bleibt, ist sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Ein sinnliches und fröhliches Beisammensein in der Familie, unter Freunden und den liebsten Bekannten, auch wenn dies vielen verwehrt bleiben wird. Aber einen Versuch ist es Wert und das Beste daraus zu machen.

In diesem Sinne : Frohe Weihnachten an alle !