Auf den Spuren der Gallier

Es ist ein langer Weg. Ein langer, kurviger und unebener Weg, zwischen imposanten Baumreihen. Vereinzelte Sonnenstrahlen schaffen es durch die Baumkronen, lassen jede einzelne Faser der saftig grünen Blätter in einem Hauch von Gold erscheinen und zeichnen künstlerisch anmutende Bilder auf Moos und Gräser, lassen die Farben der Blumen erstrahlen. Der Duft des Atlantiks liegt in der Luft, die Wellen tosen und sind noch in weiter Ferne zu hören.  In ihrem Gleichklang stapfen vier lederne Füßlinge über den bräunlichen Waldboden, vier weiße und kleine Pfoten hinter ihnen her.

Es war ein langer Weg, aber dennoch leicht und unbeschwerlich. Ein fröhliches Pfeifkonzert ertönt aus dem Mund, welcher durch akkurat getrimmten Schnauzbart größtenteils verdeckt wird, das  dichte blonde Haupthaar unter beflügelten Helm versteckt. Monoton dazu summt sein Gegenüber, die roten Zöpfe wild über den breiten Schultern wedelnd. Schlendernd erreichen sie ihr Dorf, von den gerade geschlagenen Schlachten nichts zu spüren. Der Dorfherr Majestix nimmt Asterix und Obelix dankend und begrüßend in den Arm. Über offenem Feuer dreht ein Wildschwein seine Runden. Glücklicherweise bekommt es davon nichts mehr mit. An einen Baum gelehnt stößt Troubadix in kräftigen Schüben Luft in einen Dudelsack um der positiven Stimmung in diesem gallischen Dörfchen noch mehr Ausdruck zu verleihen. Es wird gelacht, gefeiert, gesungen und getanzt, trotz tagtäglicher Bedrohungen. Das Leben geschieht im hier und jetzt.

Es ist das Jetzt, die aktuelle Momentaufnahme, die Situation in welcher man sich derzeit befindet, welche der Ausgangspunkt für alles kommende sein wird. Leben heißt Gegenwart, jenes Hier und Jetzt. Auf alles Andere kann kein Einfluß ausgeübt werden Die Vergangenheit ist eben genau das, vergangen, liegt hinter einem. Natürlich ist ein Blick über die Schulter erlaubt. Ein Blick zurück, auf all das, was bisher geleistet oder nicht geleistet wurde. Auf all die Fehler, ob man daraus gelernt hat, oder diese Fehlverhalten nicht einsehen wollte oder konnte. Dieser Blick über die Schulter auf den bereits zurückgelegten Weg, egal wie geradlinig oder kurvig er auch verlief, ob Hindernisse im Weg lagen, man diese dann auch genommen hat oder es lieber bevorzugte einen großen Umweg um jedes Einzelne zu machen.  Anstiege, nicht selten so steil, das man sich ein qualitativ hochwertiges Klettergeschirr herbeigewünscht hätte, was den Aufstieg wohl nur in bedingtem Maße erleichtert hätte, aber einen eventuellen Absturz sanfter hätte ausfallen lassen, wurde nicht bereits am Fuße der Steigung gewendet und die Flucht ergriffen. Auch herbe Rückschläge sowie faszinierende Ereignisse, Siege und Niederlagen sind bei der Rückschau noch aus dem Augenwinkel zu erkennen. All dies hat aber Stand jetzt, in diesem Augenblick, keinen weiteren Einfluss auf Dinge die in Zukunft vor einem liegen würden.

Für diese Zukunft kann sicherlich heute die Basis erbaut werden, oder auf einer Basis die in der Vergangenheit geschaffen wurde aufgebaut werden und doch kann nicht gesagt werden, ob aus diesem grundsoliden Gerüst nicht plötzlich Schrauben und Bolzen verschwinden, ein Sturm Geländer und Böden aus den Rahmen reißen und am Horizont verschwinden lässt.  War man sich doch so sicher, das auf den Beton, welcher für das Fundament des Lebens so solide und perfekt angemischt schien, immer weiter aufgebaut werden könnte, Stockwerk um Stockwerk, Schicht um Schicht, bis die immensen nächtlichen Regenschauer ein gigantisches Schwimmbecken für die gesamte Gegend erschufen, dessen immenser Wasserdruck das Fundament nicht nur erschütterte, sondern ihm zum zerbröckeln verhalf. Stück für Stück oder auf einen gigantischen Schlag, hart und umbarmherzig.

Das Jetzt ist die aktuellste Momentaufnahme, nichts weiter als ein Negativ, dessen Entwicklung in der eigenen Hand liegt, die Erfahrung mit Entwicklern, Fixierern oder Netzmitteln, sowie der Einrichtung einer Dunkelkammer, zur Gänze fehlt. Nach kurzer Anleitung werden dennoch die ersten Versuche gestartet traumhafte und brillante Ergebnisse zu erzielen, um festzustellen, das doch ein bisschen mehr Handwerkszeug dazu gehört, eventuell doch etwas Hilfe in Anspruch genommen werden sollte.

Egal wie gut man sich auf die aktuelle Situation einstellt, Vorbereitungen trifft, sich notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten aneignet,  es werden immer wieder Steine im Weg liegen, welche es wegzuräumen gilt. Natürlich kann der Versuch unternommen werden, diese Gesteinsformationen zu überspringen oder zu umgehen, doch wird dies auf dem Weg zum Ziel nicht unbedingt eine Abkürzung bedeuten und wird eventuell gar dazu führen komplett vom Weg abzukommen.

Zurück zu den gallischen Freunden, die ihr Leben grundsätzlich im Hier und Jetzt verbringen, der vielleicht gesündesten Art der Lebensgestaltung. Ein leichtes für jenen, der sich im Besitz eines Zaubertrankes befindet, welcher übermenschliche Kräfte freisetzen und Probleme jeglicher Art auf schier magische Art und Weise verschwinden lassen kann, Felsbrocken werden wie Luftballons an den Wegesrand oder gleich komplett aus dem Weg gerollt und geschoben.

Was nun, wenn die Steine die es zu überwinden gilt, nicht etwa einem Kiesbett gleichen oder etwas losem Geröll welches in größerem Abstand auf dem ansteigenden, aber recht breiten, Weg verteilt wurde, sondern es sich um dicht aneinander gereihte Hinkelsteine handelt und weder Gallier noch Druide Miraculix zur Herstellung eines Zaubertranks zur Verfügung stehen? 

Dann wird es Zeit an einem eigenen Zaubertrank zu arbeiten. Die besten Zutaten, welche behutsam in den Mixer getröpfelt werden sollten, wären da zu einem Selbstdisziplin und zum anderen eine unerschütterliche positive Lebenseinstellung. Ingredienzien welche Berge zu versetzen in der Lage sind. Hinkelsteine werden nicht nur fein säuberlich aus dem Weg geräumt, sondern geschultert und einen Weg auf die Reise genommen, um aus ihnen zu Lernen. Mach es wie Asterix und Obelix, sei auch Du Dein ganz eigener Gallier.