Schwerelos

Hallo Gerät mit den vielen Buchstaben und Zahlen, Papi hat Dich vorhin Computer genannt. Ist das Dein Name? Kannst Du mir bitte ein paar Folgen meiner Lieblingsfellfreunde, der PAW Patrol abspielen? Hallo, bist Du da? Vielleicht findest Du ja auch meine Schweinefreundin Peppa, sollte es mit den Helfern auf vier Pfoten der Patrols nicht klappen.

Auch nicht? Papi hat mir gezeigt, wie man mit Dir schreiben, Wörter zusammensetzen kann.

Das scheint mir auch lustig zu sein und viele Alternativen fallen mir dazu auch nicht ein. Natürlich könnte ich an den Strand gehen, Mami und Papi fragen mich schließlich den ganzen Tag danach. Meine Antwort: Keine Lust.

Ich liebe es zu schwimmen, das ist toll. Auch die Wellen sind genau mein Ding, mit meinen Luftpolstern am Arm fühlt sich alles so leicht, so schwerelos an. Vögel müssen sich bestimmt so fühlen, wenn sie mit ihren Familien durch die Lüfte schweben, gelegentlich ihre Flügel in Wellenform elegant auf und ab bewegen, als würden sie schwimmen. Ich mache es ihnen einfach nach, zur Sicherheit sind Mami und Papi ja immer direkt neben mir und werden mich schon nicht losfliegen, abheben, lassen.

Auch das Laufen am endlosen Strand, auf und ab, hin und zurück, immer und immer wieder, macht riesigen Spaß, Mami anscheinend sogar soviel, das sie sich anschließend vor lauter Freude einfach auf unser kunterbuntes Strandhandtuch fallen lässt.

Graben macht auch Spaß, große Löcher, kleine Löcher, mein eigenes kleines Strandschwimmbad, in welchem die Wellen konstant für Wassernachschub sorgen.

Viele andere Kinder sind auch am Strand, aber ich darf nicht mit ihnen spielen sagen Mami und Papi und anscheinend möchten die anderen Kinder auch nicht mir spielen. Hin und wieder kommt aber doch mal eines ganz nah, meist jedoch nur, um mir meine kleine gelbe Schaufel, oder den PAW Patrol Eimer wegzunehmen. Hey, die hat Omi mir geschenkt, erst gestern. Darf ich die bitte zurück? Was soll ich nur machen, darf ich dem kleinen Jungen in Knallgelber Stranduniform hinterherlaufen? Darf ich mir meine Schaufel und meinen Eimer zurückholen? Ich würde so gerne, aber ich weiß es nicht. 

Auch auf meinem Lieblingsspielplatz war es immer toll. Dort steht mein kleines Lieblingsflugzeug,, welches so toll hin und her wippen kann, das Klettergerüst, welches mich zu einer großen Rutschbahn führte und Mami und Papi irgendwie hektisch werden ließ, dabei hätte ich es fast ganz alleine geschafft, die einzelnen Sprossen zu erklimmen. Dann waren da die großen Schaukeln. Die mit der braun roten Kette war super, hat sie doch immer so witzige Geräusche gemacht. Ok, ich fand sie witzig.

Ich durfte viele andere Kinder auf dem Spielplatz kennenlernen, häufig haben sie so geredet, das ich sie nicht verstehen konnte, aber das war egal, wir hatten Spaß zusammen und am Ende konnten wir uns immer darüber verständigen, das wir nun Freunde seien.

Wir kommen häufig vorbei an diesem Spielplatz, gelbe Flatterbänder, die wild durch die Lüfte wehen, versperren uns den Eintritt. Mami und Papi sagen, das die Männer in ihren gelben Westen und blauen Hosen noch etwas länger benötigen um alles zu reinigen und reparieren, auch meine Lieblingsschaukel, und gerade die war doch völlig in Ordnung. 

Da bleibe ich lieber zu Hause. Keine Lust ist schon eine gute Antwort auf die tagtägliche Frage, ob ich nicht endlich raus möchte.

Und außerdem, wer soll denn in dieser Zeit auf meine Fellfreunde der PAW Patrol aufpassen. Das fängt ja bereits mit dem Dalmatiner Marshall an. Der kleine Feuerwehr Hund mit seinem tollen roten Feuerwehrauto und der langen Leiter ist schon ganz schön tollpatschig, so sehr, dass ich ihn lieber im Blickfeld behalten möchte, auch wenn der Polizei Schäferhund Chase ihm selten von der Seite weicht. Ich glaube Chase passt immer auf uns alle auf, zugeben würde er das allerdings nicht. Geht mal etwas in die Brüche, ist Mischling Rocky sofort zur Stelle. In seinem grünen Müllauto hat er immer die passenden Materialien und Werkzeuge dabei, um einfach alles wieder in Ordnung bringen zu können. Ein super Hund, hätte er nur nicht so viel Angst vor Wasser. Ähnlich wie die kleine Cockapoo Hündin Skye mit ihrem Rosa Hubschrauber. Sie kann so tolle Kunststücke in der Luft, wenn sie meine Hände verlässt. Nach der Landung muss dann zwar meist Rocky eingreifen, aber das ist schon in Ordnung. Für alle Fälle steht auch noch Zuma bereit, der Zuckersüße Labrador mit seinem orangefarbenen Boot, welches wie auf einer Luftmatratze schwebend über Land und Wasser unterwegs ist. Selbst unter Wasser ist Zuma der König.  Für die schweren Fälle steht Rubble mit seinem gelben Bagger bereit und räumt alles aus dem Weg, wenn er nicht gerade ein Schaumbad nimmt, Popcorn in sich hineinstopft oder Marshmallows übers Feuer hält. Leider sind meine behaarten Freunde ziemlich ruhig, nur auf dem Bildschirm von Papis Computer scheinen sie mit mir reden zu wollen, aber das ist ok, wir haben immer eine tolle Zeit zusammen.

Warum also sollte ich die Haustüre verlassen? Ich möchte laufen, aber es ist zu heiß. Ich möchte spielen, aber es gibt keine Kinder, mit denen ich spielen dürfte. Natürlich geben sich Mami und Papi alle Mühe tolle Spielkameraden zu sein, aber einige Dinge verstehen sie anscheinend nicht. Wenn Skye sich mal wieder auf dem Luftweg quer durch mein Zimmer befindet, weil ich gesehen habe das sie dort gerade benötigt wird, machen sich Mami und Papi nur Sorgen um das Wohlbefinden ihres Hubschraubers. Ein bisschen mehr Vertrauen bitte. In meine Urteilskraft und in die Qualität des rosa Luftgefährts.

Nur wenn sie müde sind, meine vierbeinigen Freunde der Rettungsstaffel, lasse ich mit mir reden, schlüpfe in meine superbequemen Schuhe und hoffe etwas mehr die Welt außerhalb dieser vier Wände erkunden zu können. In meinen Träumen habe ich Bilder vor Augen, auf welchen Kinder zusammen im Sand wühlen, gemeinsam schreiend Richtung Wellen stürmen um ganz kurz vor erreichen des kühlen Nass auf der Stelle umzudrehen und ebenso kreischend wieder zu flüchten. Bilder auf denen mir andere Kinder meine Rutschbahn streitig machen möchten, ich versuche auf meinem Laufrad die Gruppe, in lustige Kleidung gehüllter, Minimenschen nicht nur einzuholen, sondern sie zu überholen, um ihnen ein breites Grinsen zu hinterlassen.

Diese Bilder scheinen so real, gar nicht wie ein Traum und doch sieht die Welt da draußen anders aus, langweiliger. Ich wünschte die Bilder wären wahr, sofort würde ich mir freiwillig meine Schuhe schnüren. Rennen würde ich zum Strand, mit anderen Kindern ins Wasser stürmen um wieder mit leichten Bein und Armschlägen schwerelos Mami und Papi in die Arme zu schwimmen.